Terry Fox (1943 geboren in Seattle, Washington) nahm mit seinen Aktionen, Performances und Klanginstallationen seit den 1970er Jahren nachhaltig Einfluss auf die Entwicklung der Konzeptkunst, Body Art und Klangkunst (Sound Art). Die Zusammenarbeit mit „Nicht-Künstlern“ (beispielsweise Georg Decristel, Maultrommelspieler) und Künstlern (Vito Acconci, Dennis Oppenheim und Joseph Beuys) schätzte Terry Fox, doch schloss er sich nie einer künstlerischen Strömung an. Mit raumbezogenen und situationsabhängigen Installationen und Performances suchte Terry Fox Antworten auf die Frage, was Skulptur ist.
Klang und Sprache sind wiederkehrende Elemente in seinem ebenso eigenständigen wie vielfältigen Werk, das sich eindeutigen Kategorisierungen entzieht. Terry Fox experimentierte mit unmittelbaren Formen der Kommunikation, wobei sowohl die eigene körperliche Erfahrung als auch die des Publikums im Zentrum stand. Das Durchleben von Krankheit bzw. damit verbundener Isolation war ein Ausgangspunkt seiner künstlerischen Arbeit, ohne diese vordergründig zu dominieren. Die konsequente Reduktion der Mittel im Allgemeinen sowie der Einsatz alltäglicher, „armer“ Materialien (Staub, Klaviersaiten, Sardinenbüchsen) im Besonderen, sind charakteristisch für Terry Fox‘ nahezu rätselhafte künstlerische Umgestaltung des Alltags: So einfach die Klänge und Handlungen erzeugt wurden (z.B. Opening my Hand as Slowly as Possible, Reese Palley Gallery, San Francisco, 1970), so präzise und konzentriert wirkten sie im Raum. Die „Skulpturen“ existierten dabei oftmals nur für die Dauer ihrer Aufführung. Terry Fox lebte seit Anfang der 1960er Jahre unter anderem in Italien, Frankreich, Belgien und Deutschland. Er starb 2008 in Köln.
Exemplarische Werke
Seit Ende der 1960er Jahre wurde für Terry Fox, der zunächst der Malerei zuliebe aus den USA nach Rom aufgebrochen war, der Alltag zum künstlerischen Medium, so beispielsweise 1968 in Paris: „I started making sculptures by opening fire-hydrants. I liked the water running down the streets: turning and running, turning and running.“[1] Nach seiner Rückkehr nach San Francisco entwickelte Terry Fox 1969 ein Public Theatre. Diese Straßenaktionen waren geprägt von der Unmittelbarkeit der Situation und der Alltäglichkeit des Ereignisses: Mal wurde eine blinde Frau dazu eingeladen, an einer anderen Straßenecke als üblich auf ihrem Akkordeon zu spielen, mal wurden die Akteure unfreiwillig Teil einer alltäglichen und zugleich besonderen „Aufführung“. 1970 inszenierte Terry Fox mit der Performance Defoliation (University Art Museum, University of California, Berkeley) ein künstlerisches Statement gegen den Vietnamkrieg: Am Eröffnungsabend der Ausstellung The Eighties setzte er Jasminsträucher in Brand, die fünf Jahre zuvor gepflanzt worden waren und auf deren seltene Blüte man noch zwei weitere Jahre hätte warten müssen. Die Children’s Tapes (1974) dagegen entwickelte Terry Fox im Privaten, als alternatives Fernsehprogramm für seinen Sohn. Bis heute faszinieren die Videobänder durch ihre radikale Einfachheit und pointierte Dramaturgie: Alltagsgegenstände werden in experimentelle Versuchsanordnungen gebracht, die zunächst ihren Hintersinn nicht preisgeben. Das Inszenieren der Gegenstände dauert seine Zeit, um sich schließlich trickreich aufzulösen. In den 1980er Jahren waren Sprachspiele und der raumgreifende Einsatz von Text zentrale Elemente von Objekten und Installationen. In seinen Klangarbeiten erzeugte Terry Fox einen „sympathetic stream“[2], einen Klangstrom ohne eigentliches Ziel, in den sich seine Zuhörer unmittelbar einfühlen konnten. An der Grenze der Hörbarkeit wurden die Klänge so sehr reduziert, dass sie sich vielmehr an eine Person richteten, als an ein Publikum. Im Labyrinth der Kathedrale von Chartres, einem Bodenmosaik, sah Terry Fox eine Metapher für sein Leben. Die obsessive, sechs Jahre andauernde Auseinandersetzung mit diesem labyrinthischen Mosaik spiegelt sich in zahlreichen Werken wider, unter anderem in The Labyrinth Scored for the Purrs of 11 Cats (1976): Der metaphorische Weg, den das Labyrinth beschreibt, wird in diesem Fall in Katzenschnurren übersetzt. Die letzte von Terry Fox konzipierte Raum- und Klanginstallation (Terry Fox. 34 Turns, Realisation: Marita Loosen, Carsten Seiffarth) wurde im Mai 2009 in der Singuhr Hörgalerie in Berlin realisiert: Die 34 Kammern eines ehemaligen Wasserspeichers nahmen dabei indirekt, über den Vergleich mit der Struktur des Mosaiks von Chartres, nochmals Bezug auf das Leben des Künstlers.
[1] Ocular Language. Terry Fox. 30 Years of Speaking and Writing about Art, hrsg. von Eva Schmidt, Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen, Köln 2000, S. 201.
[2] Sympathetic Streams. Ein Portrait des amerikanischen Klangpoeten Terry Fox, Radioportrait von
Marita Loosen-Fox, WDR, Sendung 10. Mai 2003.